Veranstaltungsarchiv

Montag, 5. Juli 2021, 15.15h–16.45h; online unter: https://uni-konstanz.webex.com/join/albrecht.koschorke

Das Attentat von Sarajevo am 28.06.1914 gehört zu den historischen Ereignissen, die von Anfang an eine starke Mythomotorik entwickeln. Die lange Liste narrativer Bearbeitungen, insbesondere in der deutschsprachigen und BKS-Literatur legt ein beredtes Zeugnis davon ab. Das Ereignis, wo/wie es in journalistischen, polizeilichen und juristischen Rekonstruktionen überliefert wird, enthält schon viele narrationstaugliche Elemente: das Verschwörungsmotiv, groteske Zufälle und Wendungen, die Peripetien, die dann zur großen Katastrophe führen, die mythologischen Assoziationen (z.B. David gegen Goliath) und die epochenrelevanten politikhistorischen Implikationen (z.B. das Nationale gegen das Imperiale). Im Vortrag wird es darum gehen, ausgehend von Werfels Erzählung Cabrinowitsch (veröffentlicht 1923, entstanden wohl 1915), einige Linien dieses literarischen Mythos, so wie er unter anderem bei Bruno Brehm, Friedrich Oppenheimer, Joseph Roth, Ludwig Winder, Milo Dor, oder im jugoslawischen Film entwickelt wurde, nachzuzeichnen.